Michaelis - Ev.-luth. Kirchengemeinde Hannover-Ricklingen

Gedanken zu Karfreitag

Und Jesus rief laut: „Vater ich, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.“
Lukas 23, 46

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand. So beginnt ein Lied von Arno Pötzsch. Er hat es 1941 mitten im Zweiten Weltkrieg gedichtet. Damals war er als Pfarrer und Seelsorger in Holland stationiert. Dort hat er viele verurteilte Soldaten auf ihrem letzten Weg begleitet. Er war an Ihrer Seite, hat ihnen die Hand gereicht und sie mit Worten getröstet. Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand. Er hat deutlich vor Augen was ein tiefer Fall bedeutet. Er hat das grausame Elend des Zweiten Weltkriegs gesehen. Bis hin zum Tod. In dieses Leid hinein sagt er die Worte: Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand.

Gottes Hände fangen uns auf. Der Dichter wählt diese Bild nicht zufällig. Auch die Bibel erzählt wie Jesus sich in seiner Todesstunde den Händen Gottes anvertraut. Es wird berichtet, wie Jesus gefangen genommen, zum Tode verurteilt und ans Kreuz genagelt wird. Über seien Todesstunde heißt es im Lukasevangelium: „Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.“

Karfreitag. Eine Zäsur. Jesus hängt am Kreuz. Seine Hände sind von Nägeln durchbohrt. Er kann sie nicht nutzen. Seine Hände, mit denen er vor 2000 Jahren hier auf Erden gewirkt hat. Jesu Hände haben Kranke geheilt, sich nach Armen und Außenseitern ausgestreckt, Verzweifelte getröstet. Sie haben gebetet und gesegnet. Sie haben Brot gebrochen und ausgeteilt. Am Ende haben sie sich geöffnet und freiwillig ans Kreuz nageln lassen. Karfreitag eine Zäsur. Jesus hängt ohnmächtig am Kreuz. Seine Hände sind von Nägeln durchbohrt. In seiner Todesstunde kann er sie nicht nutzen. Doch ihm bleiben Worte. Mit Psalm 31 betet er: „Vater in deine Hände befehle ich meinen Geist!“
Jesu Hände sind ans Kreuz genagelt, nun befiehlt er sich den Händen Gottes an. Es weicht den Tod nicht aus. Er wendet sich an seinen Vater und vertraut darauf, dass Gott stärker ist, als der Tod. Das Kreuz ist eine Zäsur, aber nicht das Ende. Es ist der Anfang von etwas Neuem. Am Ostermorgen ist das Grab leer. Jesus ist auferstanden.

Gedanken zu Karfreitag

Jesus lässt sich in die Hände Gottes fallen und Gott fängt ihn auf. Dunkle, ungewisse Stunden sind auch uns nicht fremd. Stunden, in die durch Sorge und Angst geprägt sind. Stunden, in denen wir das Gefühl haben, uns sind die Hände gebunden. Solche Stunden kommen ganz unterschiedlich daher, aber sie kommen in jedem echt gelebten Leben. Gerade dann dürfen wir uns in Gottes Händen sicher fühlen. Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.

Wie sehen Gottes Hände aus? Vor 2000 Jahren hat Gott durch die Hände Jesu gewirkt. Das Kreuz ist eine Zäsur. Aber nicht das Ende. Heute wirkt er durch Menschenhände. Immer wieder wirkt Gott so und bleibt oft doch unerkannt. Wir dürfen aber darauf vertrauen, Gott hält seine Hände über uns. Wir dürfen uns fallen lassen. Dieses Vertrauen drückt Pötzsch mit seinem Lied aus, das sich im Evangelischen Gesangbuch 533 findet.

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand,

die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit

Und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.

Marlies Ahlers